Nikon D850

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Plädoyer für die Unvernünftigkeit der Anschaffung einer Nikon D850.

Ich war bisher mit der Anzahl der MP meiner D800 vollkommen zufrieden. Eine fast 50MP Kamera muss man nicht unbedingt haben, trotzdem habe ich mich für einen neuen Body mit einer erheblichen Neuinvestition entschieden.

Die eigentlichen Gründe, die für mich entscheidend waren, sind eine solch lange Liste geworden, dass sich die Frage am Ende von selbst beantwortet:

Das Gehäuse

Was sofort auffällt, wenn man die neue Nikon D850 in die Hand nimmt, ist der neue Griff. Er ist etwas grösser und die Griffmulde tiefer. Dadurch bekommt man ein besseres Griffgefühl, wodurch die Kamera besser in der Hand liegt, wie die jetzt ältere Nikon D800.

Klappdisplay

Das kannte ich bisher nur aus meiner Vergangenheit von den Olympus Modellen, und habe das immer schmerzlich vermisst. Zwar hätte mir eine zusätzliche Rotationsmöglichkeit um die eigene Achse noch besser gefallen, aber so gibt es endlich keine Rückenschmerzen und Einstellprobleme bei bodennahen- oder Überkopf-Aufnahmen mehr. Letztens erst habe ich in Venedig an der Academia Brücke gestanden, die zurzeit renoviert wird und komplett eingerüstet ist. Bei der Jonglage der Kamera über dem Bauzaun konnte von Life View Kontrolle keine Rede sein.

Touch Display

Meine erste Kamera mit einem solchen. Ich brauche es nicht permanent, aber speziell für das Sichten der Bilder und das hineinzoomen ist das sehr praktisch. Es sei auch erwähnt, dass die üblichen Monitorschutzfolien und Gläser die Sensitivität nicht negativ beeinflussen.

Live View

Die Belichtungsvorschau ist wie bei der D800 standardmäßig nicht aktiviert. Dadurch erscheint das Bild erst einmal immer “mittelhell”, egal ob die Bildeinstellungen unter- oder überbelichten wurden. Diese Einstellung kann aber durch Drücken der OK Taste umgestellt werden, mit der OK-Taste wird dann in den Modus “Belichtungsvorschau” gewechselt und man bekommt dann ein simuliertes Bild der Helligkeit im Live-View korrekt zu den Einstellungen vorgeblendet.

Anders als bei der D800 ist, dass nach EIN/AUS der Kamera die letzte verwendete “OK” Einstellung “Belichtungsvorschau” verwendet wird. Wenn man das zweite Mal “OK” drückt, wird übrigens auch ein Histogramm im Live-View angezeigt.

Stille Auslösung

Die D850 hat zudem im Live View einen besonderen Trick parat: die stille Live-View-Auslösung. Diese ist bei Aufnahmen im Live-View-Modus, der Intervall-Funktion, Zeitraffer-Funktion und bei der Fokus-Stacking-Funktion nutzbar. Da hier nur elektronisch ausgelöst wird, ist der Modus komplett leise. Es ist kein gedämpftes Geräusch, sondern gar keines.

Beleuchtete Buttons

Das finde ich eine echte Kaufentscheidung für mich. Gerade wenn man wie Ich, viele Landschaftsaufnahmen bei Nacht und blauer Stunde macht, war man bisher immer dazu gezwungen mit Stirnlampe zu arbeiten. Das muss man jetzt zwar immer noch, aber meist nur noch bei Einstellungen am Objektiv. Die permanente Nachkontrolle der geschossenen Bilder geht jetzt viel leichter von der Hand auch wenn nur die linke Seite (Top Buttons und links neben dem Monitor) beleuchtet ist. Rechts bleibt es dunkel, ist aber zu verschmerzen.

Der zusätzliche Joystick

Die D850 hat zusätzlich zu dem Multifunktionswähler (4-Wege-Wippe) auch einen Joystick bekommen. Der neue Joystick kann verwendet werden, um den Fokuspunkt zu verschieben und gestaltet sich vom Arbeiten her wahnsinnig komfortabel.

Speicherkarten SD / XQD

In der alten D800 gab es auch zwei Slots, aber außer der SD Version war das die gute alte Compact Flash Variante. Wieder ein neuer Standard, wieder neue Kosten. Gerade wenn man bedenkt, dass eine 64GB Karte zurzeit mit satten 140€ zu Buche schlägt. Dazu kommt unter Umständen noch ein neues Kartenlesemodul. Notwendig ist aus meiner Sicht aber nur, wenn man entweder z.B. im Sportbereich die hohe Serienbildrate ausschöpfen, oder die 4K Video Möglichkeit nutzen möchte. Für mich ist beides nicht relevant, daher fällt dieser Negativpunkt für mich nicht ins Gewicht.

Der Sensor

Nikon gab bekannt, dass die Nikon D850 von DxOMark mit 100 Punkten ausgezeichnet wurde, dem höchsten je von einem D-SLR-Vollformatsensor erzielten Wert. Die D850 ist die erste Nikon-D-SLR mit einem CMOS-Sensor im Vollformat bzw. FX-Format mit rückwärtiger Belichtung und einer extrem hohen Auflösung von 45,7 MP. Sie hat in den strengen Tests von DxOMark eine Rekordpunktzahl erreicht.

Nikon setzt auf ISO 64 statt 100

Die D850 hat einen nativen ISO von 64, statt der üblichen 100. Dies soll vor allem bei Langzeitbelichtungen und bei Videos für noch mehr Bildqualität sorgen.

Außerdem gibt es die intelligente ISO-Automatik. Man kann hier eine Strategie zu kürzeren oder längeren Zeiten konfigurieren. Wenn ihr schnelle Motive wie Tiere oder Sportevents fotografiert, dann stellt ihr die Präferenz einfach Richtung „Kürzere Zeiten“, wenn ihr mit längeren Zeiten arbeiten wollt dann auf „Längere Zeiten“, z.B. in der blauen Stunde und wenn ihr dabei noch aus der Hand fotografieren wollt.

Das Bildrauschen

Ganz ehrlich bei der D800 war für mich bei ISO 3200 Schluss. Alles darüber war für mich von der Qualität her nicht brauchbar. Das mögen andere anders sehen. Bei der D850 habe ich den Eindruck das trotz größeren Sensors (der eigentlich rauschempfindlicher sein sollte) das Verhalten bei ISO 6400 dem der D800 bei ISO 3200 entspricht (Bildrauschen hauptsächlich in den dunklen Stellen sichtbar). Ein echter Gewinn und ein absolut wichtiger Pluspunkt.

Das Originalbild der D850 bei ISO6400                   Hier ein Vergleich bei 100% der D850 (oben) zur D800 (unten)

Der Tiefpassfilter

Um die Schärfeleistung weiter zu steigern, implementierte Nikon bei der Modellvariante D800 E den „Neutralisationsfilter“, der die Wirkung des eingebauten Tiefpassfilters aufhob. Bei der D810 ließ man den Tiefpassfilter ganz weg, da ich diese beiden Modelle aber überspringe, ist auch dies wieder ein wichtiger Pluspunkt.

Autofokus

Die D850 hat den AF des Profimodells D5 geerbt. Er beinhaltet 153 Messpunkte, davon sind 99 als Kreuzsensoren ausgelegt (die D810 und D750 haben 51 Messpunkte). Neu ist auch der viel gelobte dynamische Autofokus mit 9 Messfeldern aus der D5. Er soll es ermöglichen, schnell bewegte Objekte besser als mit dem Einzelfeld oder dem Gruppen-Autofokus zu verfolgen.

AF Aufnahme mit Fokusverlagerung

Die D850 ist die erste DSLR überhaupt, die über eine Intervallaufnahmefunktion mit automatischer Fokusverlagerung (für späteres Focus-Stacking) verfügt. Aus den so automatisch erstellten Einzelaufnahmen eines Motives können kameraextern Bilder mit erweiterter Tiefenschärfe erstellt werden. Diese Funktion muss ich erst noch testen, professionelle Macrofotografen werden aber wohl ihren Schlitten nicht einmotten, und für den Rest ist das glaube ich eher eine Spielerei, zudem der Focusbereich der durchlaufen werden soll, nicht eingestellt werden kann.

Zeitraffer/Intervall

Neu ist das jetzt das man das Datum und die Stille Auslösung verwenden kann. Die Stille Auslösung finde ich hier eine überragende Neuerung. Was auch nicht unwichtig ist, dass man den Speicherort auswählen kann. Dadurch sind alle Bilder einer Serie / Zeitraffers direkt zusammengefasst und muss nicht immer nochmals manuell sortieren und Ordner anlegen. Das ist eine große Zeitersparnis für alle die Zeitraffer fotografieren.

Stromverbrauch

Passend zur neuen D850 hat Nikon neuen Akkus eingeführt, diese versprechen eine längere Laufzeit.

Der Sucher

Der Sucher der D850 ist größer als bei der D800 und hat eine Vergrößerung von 0,75 statt 0,70.

 

PS.: Die Bildentwicklung (Lightroom)

Ganz wichtig für alle, die kein Freund der neuen Abo Variante von Adobe sind. Eine Entwicklung der RAW files ist ausschließlich mit der letzten Updateversion 6.13 möglich. Alle Versionen vorher unterstützen die D850 nicht. Wer also noch mit älteren Versionen arbeitet, bleibt nur der Kauf der alten 6er Version (noch gibt es sie) oder der Umstieg auf die Abo Version.