„Wer in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe!“ Ein Filmzitat aus „Lawrence von Arabien“, einer meiner Lieblingsfilme. So pathetisch wie der Film in Gänze und trotzdem verbindet mich ein Sehnsuchtsgefühl nach Abenteuer und endloser Weite mit diesem Film und der dargestellten Person. Wenn man Jordanien, und damit ein selbst heute noch weitgehend stabiles Land im arabischen Raum besucht, kann man als Filmliebhaber kaum der Versuchung erliegen zwischen Indianer Jones (Petra) und Lawrence von Arabien (Wadi Rum) zu pendeln.
Auch wenn die heutige Beduinengeneration standardmäßig mit Pick ups unterwegs ist (Die jordanische Regierung gewährt den Beduinen ersatzweise zum Kamel Steuerbefreiung für ihre Autos, was zur Folge hat, dass beinahe jeder junge Mann ein Auto besitzt, mit dem er sich im Wüstengebiet außerhalb der Highways bewegen darf) ein Facebookprofil hat und sich ganz souverän im Tourismusgeschäft betätigt.
Nachdem wir von der Sinai Halbinseln mit der Fähre über Accaba eingereist waren, haben wir uns im Dorf Rum nahe des 74.000 Hektar großen Naturreservat des Wadi Rum (einer Landschaft, die 2011 von der Unesco zum Kultur- und Naturerbe ernannt wurde) absetzten lassen und quartieren wir uns für eine Nacht in einem Zelt ein.
Von Deutschland aus hatte ich schon per wenig romantischer E-Mail mit einem Beduinen Kontakt aufgenommen. Wir hatten eine mehrtägige Kameltour durch das Wadi Rum abgesprochen. Das Wadi Rum ist eine aus rostroten Sanddünen und bizarre Steinformationen bestehende Wüstengegend und zu Recht einer der größten Touristenmagnete Jordaniens.
Am Treffpunkt wurden wir nach einem herzlichen Empfang mit unserem Führer und den uns begleitenden 4 Kamelen bekanntgemacht. Eines für jeden von uns, und das vierte war ein Mini-Kamel, das uns als Praktikant begleitete um sich schon einmal mit dem Tourverlauf vertraut zu machen.
Nach einem Kennenlernen mit dem für die nächsten Tage eigenen Transportmittel und einem längeren Fußmarsch um das Tier zu führen und sich aneinander zu gewöhnen, wurde aufgesessen. Spätestens jetzt wurden alle Klischees bedient und die nächsten Tage wurden das unvergessliche Erlebnis, das man sich erträumt hatte. In kürzester Zeit verteilen sich alle Touristen in Jeeps und anderen Gefährte in andere Gegenden.
Die Wüste ist so riesig, dass man nur ganz selten auf andere Reisende trifft. Man ist versucht, ähnlich wie Lawrence, ein „Hut,hut,hut“ zu rufen. Aber ganz ehrlich, nach ein paar Stunden möchte man noch nicht das galoppieren auf einem Kamel ausprobieren.
Man ist mit sich seinem Kamel, der Wüste, der Stille und dem Wind allein. Eine atemberaubende Landschaft umfängt einen und das sanfte Wiegen des Kamels in Kombination mit dem erhöhten Aussichtspunkt lässt einen ganz schnell gelassen werden.
Nie habe ich auf meine Reisen einen intensiveren Sternenhimmel gesehen, wie in den Nächten im Wadi Rum. Dort unter freiem Himmel im Schlafsack zu nächtigen, ist sicher eine der nachdrücklichsten Erlebnisse, die ich in meinen 30jährige Reiseerfahrung machen durfte.
Am Ende der Reise hat man von den andauernden stabilisierenden Bewegungen des Körpers Muskelkater und der als Nichtreiter unterentwickelten Gesäßhornhaut schmerzt mit dem Kater um die Wette. Aber um noch einmal Lawrence zu zitieren: „Aua! Tut ja verflucht weh!“ – „Natürlich tut es weh.“ – „Na, was ist denn der Trick dabei?“ – „Der Trick, William Potter, ist, sich nichts daraus zu machen, dass es weh tut.“