Biwak in Südtirol

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Nachdem wir bereits im Dschungel (Sumatra) und in der Wüste (Wadi Rum) unter den Sternen geschlafen haben, sollte es diesmal ein Berggipfel in Südtirol, genauer auf dem Seceda Gipfel mit Blick auf die Geislergruppe, sein.

Trotz Frühsommer hatten wir, in 2.500 m Höhe, in der Nacht Temperaturen um die 0 Grad. Jedenfalls knackte beim nächtlichen Aufstehen, um die Milchtrasse zu fotografieren, erst einmal der Eispanzer auf dem Biwaksack. Abseits der Bilder, die für sich selbst sprechen, möchte ich hier ein paar Tipps für das Biwakieren, insbesondere für das Übernachten im Winter oder unter winterähnlichen Bedingungen abgeben.

Rechtliche Problematik:

Vornweg: das Übernachten im Freien ist je nach Land, vollkommen unterschiedlich geregelt. Biwakieren in Natur- & Landschaftsschutzgebieten, Nationalparks und Naturparks ist weltweit grundsätzlich verboten! Ein Notbiwak ist aber immer und überall erlaubt. In vielen zentraleuropäischen Ländern ist auch geplantes Biwakieren verboten, in vielen skandinavischen Ländern hingegen erlaubt. (Jedermannsrecht) Jeder sollte sich also vor der Reise Gedanken über die Gegebenheiten vor Ort, Risiko und Akzeptanz machen.

Meiner Meinung nach sollte Natur kein Museum sein, aus dem Menschen ausgesperrt gehören. Der notwendige Naturschutz führt aber zwangsläufig genau hierzu. Solang man aber als Bergwanderer rücksichtsvoll auftritt, seinen Müll wieder mit abtransportiert, und nicht jedes Wochenende Massen von Touristen die Gipfel stürmen, ist es durchaus vertretbar, die Natur genießen zu dürfen. Nichts desto trotz ist dies eine (auch rechtliche) Grauzone.

Tipps für das Biwakieren in winterlicher und kalter Umgebung:

DolomitenÜberlebenswichtig sind als erstes alle Maßnahmen, die einen die Nacht gut überstehen lassen. Hierzu gehört auch alles, das zur Vermeidung von Kältebrücken beiträgt.

Mit am wichtigsten ist die Isomatte. Wichtig ist hier der sogenannte R Wert, der die Kälteisolationseigenschaft beschreibt. Ab einem Wert von 4,5 kann man beginnen, darüber nach zu denken diese für solchen Einsatz zu nutzen.

Die platt gedrückte Füllung des Schlafsacks, auf der man liegt, kann keine warme Luft mehr speichern und wärmt von daher nicht. Von unten wärmt also nur die Isomatte. Für ein Biwak eignen sich Matten aus geschlossenzelligem Evazoteschaum (relativ dünne, eher härtere Matten, aber sehr warm und leicht), selbstaufblasenden PU-Schaummatten (in verschiedenen Dicken erhältlich und recht bequem mit kleinem Packmaß) und Luftmatratzen mit Synthetik- oder Daunenfüllung (sehr bequem und sehr warm, kleines Packmaß und recht leicht).

Ungeeignet sind Luftmatratzen ohne Füllung, da sie nicht wärmen und zudem sehr empfindlich sind. Sind sie kaputt, liegt man auf blankem Boden. Hilfreich ist übrigens eine kleine externe Pumpe, mir der man die Matten aufpumpen kann, da durch die Atemluft Feuchtigkeit in die Matten gelangt, die im schlimmsten Fall gefriert und die Matten schädigt bzw. die Wärmeeigenschaft herabsetzt.

Ebenso wichtig ist die Wahl des Schlafsacks. Hierbei sollte der Limitbereich, (und das ist nicht der Wohlfühlbereich, sondern hindert nur am Erfrieren) entsprechend ausgelegt sein. Lieber ein wenig mehr schleppen, dafür wohlig warm schlafen. Der Glaubenskrieg Daune oder Kunstfaser ist für mich ganz klar entschieden. Ist man im Zelt unterwegs und vor Nässe geschützt, hat Daune die Nase vorn. Ist man im Biwaksack, liegt der Taupunkt für die körpereigene Feuchtigkeit im Gewebe des Schlafsacks, die Daune würde nass und die Wärmeleistung sehr viel stärker leiden, als bei Kunstfaser.

Der Biwaksack: Durch die schon erwähnte Kondensfeuchtigkeit empfiehlt sich hier ein Modell mit atmungsaktiver, aber trotzdem wasserdichter Außenhaut. Trotzdem wird noch genug Restfeuchtigkeit auf der Innenseite verbleiben. Morgens vor dem Frühstück auf links stülpen, über den Leki hängen, die Feuchtigkeit gefrieren lassen und nach dem Frühstück ausschütteln. Fertig.

Ansonsten: Das Fleece in den Packsack der Matratze und unter den Kopf legen um einen zusätzlichen Schutz vor Kälte zu gewährleisten. Die Klamotten in den Fußbereich des Schlafsackes legen. Das mindert das Luftvolumen, das aufgeheizt werden soll, und man hat am Morgen warme Sachen. Frostköttel können sich abends Wasser aus Schnee kochen und ihre Trinkflasche füllen und als Wärmflasche an die Füße legen. Für den Kocher benötigt man für unter 0 Grad Temperaturen am besten spezielles Wintergas, da das normale sich hier als nicht effektiv herausstellt.

Mit am wichtigsten finde ich, sind konstant warme Füße. Am besten hat sich für mich folgender Tipp herausgestellt: Tagsüber trägt man erste eine dünne Wollsocke, dann streift man einen Gefrierbeutel (6 L bis Größe 40, 8 L bis Größe 44) über den Fuß und über alles kommt dann die dickere Wandersocke (z-B- TK2) Diese einfache Version einer Dampfsperre, verhindert, dass der Schuh und die Wanderstrümpfe von innen nass werden. Von innen trockene Schuhe behalten ihre Wärmefähigkeit bedeutend länger.

Geht man schlafen, stellt man die Schuhe in einen Müllbeutel und verschließt sie z.B. mit einem Gefrierbeutelclip. So sind die Schuhe auch morgens noch trocken. Die Socken innen sind natürlich nass und sollten am nächsten Tag gegen neue getauscht werden. Die Gefrierbeutel wieder nach außen stülpen, die Nässe gefrieren lassen und ausschütteln (siehe Biwaksack)

Außerdem sollte man prinzipiell Gamaschen tragen, um das Eindringen von Schnee in den Schuh zu verhindern.

Auch eine Sturmhaube kann nicht schaden, einmal zum Schlafen, zum anderen kann es bei sehr tiefen Temperaturen und hoher körperlicher Anstrengung durchaus schädlich sein, die kalte Luft ungefiltert einzuatmen. Diese kann die Härchen in der Luftröhre und auch die Lungenbläschen schädigen. Im Extremfall kann dies bis zu einer Lungenentzündung führen.

Weiterhin: Stirnlampe, Instantfood und Energieriegel, Mütze, Handschuhe und Halswärmer immer in 2-facher Version dabeihaben, eine zum Laufen in dünn, eine zum Rasten in Wohlfühldicke.

Für das Bewegen im Schnee hat sich für mich herausgestellt, das Schneeschuhe erst ab einer gewissen Tiefe effektiv sind. Um im halbtiefen Schnee und gerade verharschtem Untergrund nicht extrem viel Energie zu verlieren, sind Grödeln eine Super Sache.

Des Weiteren sollten man an den Stöcken Schneeteller haben, da man mit den weiten Tellern weniger stark einsinkt.

Abschließendes:

DolomitenSollte euch das alles nicht abhalten, und ihr nach wie vor euch in dieses Abenteuer wagen wollt, würde ich euch raten, vor dem Ersteinsatz in gesicherter Umgebung eine Probenacht zu verbringen. Ich bin hierfür im Winter nach Berchtesgaden gefahren und habe außerhalb des Gasthauses auf der Wiese im Schnee geschlafen. Hierbei habe ich dann festgestellt, dass knapp unter 0 Grad noch zu warm für meine Ausrüstung war, und Schlafen bei Mond und Sternen bei reflektiertem Licht vom Schnee gar nicht so einfach war. ?

Es gibt kaum ein intensiveres Naturerlebnis als das Schlafen unterm Sternenzelt, am besten auf einem Berggipfel.

Aber: Die Berge sind Wildnis, das Wetter und das Gelände; all das kann schnell gefährlich werden und der Winter ist kein Zuckerschlecken. Jedes Jahr kommen viele Touristen und auch Einheimische in den Bergen um. Egal wo Ihr seid, passt auf euch auf. Alle Tipps hier in diesem Artikel entsprechen meiner subjektiven Wahrnehmung und entbinden niemanden von vorsichtigem und vorausschauendem Handeln und sind keine Garantie für gar nichts.

Deshalb: Alles was ihr macht, macht Ihr auf eigene Gefahr.